Wir haben unsere Leser in den vergangenen Jahren des öfteren darauf hingewiesen wie sich im Elsass der paritärische, zweisprachige Unterricht, unter dem Druck der Bevölkerung und dem unermüdlichen Bestreben seiner Befürworter, entwickelt hat.
Es handelt sich dabei um einen Unterricht der zu gleichen Teilen in französischer und deutscher Sprache gegeben wird. Das Schulkind wird, vom Kindergarten an, in den beiden Sprachen empfangen und unterrichtet. Von der Volksschule an sind es dann je 12 Stunden wöchentlich in der einen Sprache und ebensoviel in der anderen, die den Schulkindern zugute kommen.
In Straßburg besteht dieses System in neun Kindergärten und am kommenden Schulbeginn kommt ein zehnter hinzu. Wohlgemerkt betrifft dieser Unterricht vorläufig nur die ersten Schuljahre. Für die mittleren Schulklassen der Kindergärten besteht die Methode lediglich in drei Schulen. Soweit die Kleinkinderschule.
In der Elementarschule – was früher triftiger als Volksschule bezeichnet wurde – die fünf Klassen umfasst, besteht dieser paritärische Unterricht ebenfalls in neun Volksschulen, fünf Gymnasien und zwei Lyzeen. Wir sprechen hier immer nur von Straßburg. Im bischöflichen Gymnasium Sankt Stefan besteht dieser Unterricht vorn Kindergarten bis zum Baccalauréat oder Abitur.
Wennschon man den Fortschritt in sprachlicher Hinsicht nicht abstreiten kann, so beweist doch das Abnehmen der verfüglichen Klassen dieser Methode je mehr sich der Schüler eben dem Studienabschluss nähert, einen benachteiligenden Mangel im gesamten System.
Es fehlt an Personal
Worin dieser Mangel liegt ist nicht schwer zu erraten: es fehlt an verfüglichen Lehrkräften! Ein Mangel dem das französisch-republikanische Unterrichtswesen nie versucht hat ernstlich zu steuern. So konnte die Ausbildung des notwendigen Lehrpersonals nur immer den Bedürfnissen nachhinken. Dies führte zwangsweise zu Situationen wie wir sie bereits des öfteren beschrieben haben. Situationen in denen Schüler, die den zweisprachigen Unterricht fortsetzen wollen, nach weiter, als ein normaler Schulweg es verlangen würde, liegenden Schulen pilgern müssen.
In Straßburg ist es nicht besser bestellt als auf dem Lande. Etwa 1 600 Straßburger Schulkinder haben bisher diesen Unterricht befolgt. Mit Ach und Krach, wenn man so sagen darf, denn Probleme stellen sich schon wenn eine Lehrperson krankheitshalber ausfällt. Einen gleichwertigen, deutschsprachigen Ersatz zu finden ist praktisch unmöglich. Das gibt selbst das Rektorat zu: Dieses (das vergangene) Jahr war im Elsass sehr schwierig, besonders in Straßburg.
Zum Schulbeginn 2009 werden die zweisprachigen Schüler des Kleber-Gymnasiums, am nördlichen Rand der Stadt, sich nach Schiltigheim begeben müssen, um diesen Unterricht weiterhin zu erhalten. Resultat: auf 11 Schüler hat sich einer bereits erklärt dies zu tun, um im zweisprachigen Unterricht bis zum Abibac zu gelangen. Man will nun doch nicht vermuten, dass in dieser verwaltungsmäßigen Verzwicktheit der Rektoratsbestimmungen, die Absicht liegt die elsässischen Schüler von diesem Unterricht abzuhalten?
Dann müssen aber das Rektorat und darüber hinaus das Ministerium alle Mittel in Bewegung setzen um diesen vollwertigen, zweisprachigen Unterricht zu einem Erfolgsschlager für unsere elsässischen Schulkinder zu machen. Es handelt sich dabei um einen sehr anspruchsvollen Unterricht für die Kinder. Die Eltern machen mit aber es müssen alle anderen auch mithalten. So die Eltern. Vor allem aber das Rektorat, mit dem erforderlichen Lehrpersonal. Es hat versprochen, für den Schulbeginn 2009 dafür zu sorgen, dass genügend Personal und Ersatz zur Verfügung steht. Ob dies ein leeres Versprechen ist oder nicht, werden wir im Herbst erfahren.
Abschließend möchten wir noch bemerken, dass, wenn auch tatsächliche Erfolge und Fortschritte erzielt wurden, der Prozentsatz der Schulkinder, die dieses, für uns im Elsass so wichtigen, Unterrichts genießen, noch viel zu gering ist. Wir werden erst dann zufrieden sein, wenn der zweisprachige, paritärische Unterricht im Elsass vom Kindergarten bis zum so genannten Abibac verallgemeinert sein und der einsprachige, französische Unterricht die Ausnahme sein wird. Unsere elsässisch-deutsche Minderheitssprache wurde in die französische Staatsverfassung aufgenommen, wie auch andere Minderheitssprachen in Frankreich. Das heißt auch, dass unser französisches Schulsystem die Verpflichtung übernommen hat deren Unterricht in dieser zweisprachigen Form zu garantieren, von A bis Z. Da hilft keine Ausflucht, es muss strengstens durchgeführt werden. Insbesondere eingedenkt der heutigen wirtschaftlichen Lage in Europa. Im Europa von Morgen muss das Elsass seine ihr vom Schicksal aufgezwungene Rolle spielen können!
Gabriel Andres